Pelargonien sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Storchschnabelgewächse, die fast ausschließlich im südlichen Afrika heimisch sind. Sie haben eine lange und faszinierende Geschichte, die von ihrer Entdeckung durch einen niederländischen Botaniker im 17. Jahrhundert bis zu ihrer heutigen Beliebtheit als Zierpflanzen reicht. In diesem Artikel werden wir die wichtigsten Stationen dieser Geschichte nachzeichnen und einige interessante Fakten über diese vielfältigen und farbenfrohen Pflanzen vorstellen.
Der erste Europäer, der Pelargonien zu Gesicht bekam, war Paul Hermann, ein junger Arzt und Botaniker, der im Jahr 1672 im Auftrag der niederländischen Ostindien-Kompanie nach Ceylon, das heutige Sri Lanka, reisen sollte. Auf dem Weg dorthin machte er einen Zwischenstopp an der südafrikanischen Küste, wo er die Gelegenheit nutzte, die dortige Flora zu erforschen. Er war beeindruckt von der Vielfalt der dort wachsenden Pflanzen, vor allem rings um den Tafelberg und entlang der Küste. Besonderes Interesse weckte jedoch eine Pflanze, die mehr als zwei Meter hoch war und sehr bunt und üppig blühte - er hatte keine Ahnung, was das für eine Pflanze ist. Er nahm einige Proben davon und schickte sie mit dem nächsten Schiff zurück in die Niederlande, bevor er seine Weiterreise nach Ceylon antrat.
Die Pflanze, die Hermann gefunden hatte, war Pelargonium cucullatum, eine der größten und auffälligsten Arten der Gattung. Die Forscher und Kollegen von Hermann in den Niederlanden hielten sie für eine Geranie, weil sie den heimischen Geranienstauden ähnlich sah. Dieser Irrtum sollte sich noch lange halten, obwohl die Pelargonien sich von den Geranien durch ihren zygomorphen Blütenaufbau, ihre Nektarröhre und ihre oberständigen Fruchtknoten unterscheiden. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Gattung Pelargonium von dem französischen Botaniker Charles L’Héritier beschrieben und benannt. Der Name leitet sich vom griechischen Wort pelargós ab, das "Storch" bedeutet, und bezieht sich auf die Form der Früchte, die an einen Storchenschnabel erinnern.
Die Pelargonien, die Hermann nach Europa geschickt hatte, überstanden die lange Seereise erstaunlich gut und wurden bald in den botanischen Gärten von Leiden und anderen niederländischen Städten kultiviert. Von dort aus gelangten sie nach England, Frankreich, Deutschland und in andere europäische Länder, wo sie schnell die Aufmerksamkeit von Adligen, wohlhabenden Bürgern und Pflanzenliebhabern erregten. Sie wurden als exotische und kostbare Zierpflanzen geschätzt, die in Gewächshäusern, Orangerien und Wintergärten gehalten wurden.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr verschiedene Pelargonien gezüchtet, die sich in Größe, Form, Farbe und Duft ihrer Blüten und Blätter unterscheiden. Die Gattung umfasst heute etwa 220 bis 280 Wild-Arten, die in 16 Sektionen eingeteilt werden, je nach ihren morphologischen und genetischen Merkmalen und Gemeinsamkeiten.
Die Pelargonien boten den europäischen Züchtern ein reiches Material für Experimente und Kreuzungen, um neue Sorten mit verbesserten oder ungewöhnlichen Eigenschaften zu erzeugen. Die Züchtung der Pelargonien begann bereits im 18. Jahrhundert, als die ersten Hybriden zwischen verschiedenen Arten entstanden.
Im 19. Jahrhundert erreichte die Pelargonienzüchtung ihren Höhepunkt, als zahlreiche neue Sorten mit unterschiedlichen Blütenformen, verschiedenen Farben und interesanten Mustern auf Blüten und Blättern entwickelt wurden. Zu dieser Zeit waren die Pelargonien auch in der breiten Bevölkerung sehr populär geworden und wurden in vielen Gärten, Balkonen und Fenstern gepflanzt.
Die zunehmende Beliebtheit der Geranie war auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen wurden immer neue Sorten und Farben entdeckt und entwickelt, was dazu führte, dass die Geranie als Zierpflanze noch vielseitiger genutzt werden konnte. Außerdem sorgten die vielfältigen Möglichkeiten der Kombination für eine Steigerung des Interesses an dieser Blume.
Auch waren die Geranien pflegeleicht und ließen sich leicht anbauen. Im Vergleich zu anderen Gartenpflanzen wie Rosen oder Lilien, waren Geranien deutlich unkomplizierter. Sie benötigten wenig Wasser und konnten in vielen Regionen ohne Probleme angebaut werden. Dies machte sie zu einer idealen Wahl für Gärtner jeden Niveaus.
Im 20. Jahrhundert setzte sich die Pelargonienzüchtung fort, wobei moderne Methoden wie Mutation, Polyploidie, Gewebekultur und Gentechnik zum Einsatz kamen. Die Züchter versuchten, die Pelargonien an verschiedene Klima- und Bodenbedingungen anzupassen, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge zu erhöhen, ihre Blütezeit zu verlängern und ihre Formen und Farben zu diversifizieren.
Wenn man heutzutage Pelargonien kaufen möchte hat man die Wahl aus einem sehr großen Angebot, von den Klassikern bis hin zu eher seltenen und auch ganz neuen Sorten. Heute sind rund 17.000 verschiedene Pelargonien-Sorten erfasst, die in sechs verschiedene Gruppen eingeteilt werden, je nach ihrer Herkunft, ihrem Aussehen und ihrem Verwendungszweck.
Zonale Geranien: Die Pelargonium-Zonale-Hybride gibt es als einfache, halbgefüllte oder gefüllte Blüten in verschiedenen Farben. Zu ihr gehören die meisten stehenden Geranien-Sorten mit ihren fast kreisförmigen Blättern. Sie sind die am weitesten verbreiteten Pelargonien in Kultur und werden oft als Beet- oder Balkonpflanzen verwendet.
Hängegeranien: Die Pelargonium-Peltatum-Hybride hingegen haben in der Regel einfache oder halbgefüllte Blüten in vielen Farbvarianten. Ihre Blätter sind glatt und fühlen sich wachsartig an. Mit ihrem hängenden oder halbhängenden Wuchs sind sie ideal für Ampeln oder Kästen geeignet und bilden lange, blühende Triebe. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind insbesondere die Tiroler Hängegeranien.
Edelgeranien: Die auch als Englische Geranien bezeichnete Gruppe wurden als Zimmerpflanzen kultiviert. Zu den Edelgeranien gehören unter anderem die Pelargonium-grandiflorum-Hybriden und haben meist große, gefüllte oder ungefüllte Blüten in verschiedenen Farben. Sie sind die prächtigsten Pelargonien in Kultur und werden oft als Topf- oder Kübelpflanzen verwendet.
Unique-Pelargonien: Die Unique-Geranien werden auch als Wildpelargonien oder ursprüngliche Pelargonien bezeichnet. Sie wurden nur wenig gezüchtet und sind noch sehr nah an der eigentlichen Wildform. Sie sind sehr robust und langlebig mit teilweise großen Blüten. Ihr Wuchs ist buschig und überdurchschnittlich. Die Blätter versprühen ähnlich Duftgeranien häufig einen feinen Duft.
Engelspelargonien: Die Engelspelargonien tragen auch den Namen Engelsaugen-Geranien bzw. "Angeleyes". Sie sind den Edelgeranien sehr verwandt, besitzen jedoch meist kleinere Blüten und sind allgemein filigraner. Die Blüten beeindrucken mit ihren zwei Farben, deren Aussehen ihr den Namen "Engelsaugen" einbrachte. Sie sind wegen ihrer zarten Blüten und ihrer nach Zitronen duftenden Blätter beliebt und werden oft als Topf- oder Kübelpflanzen verwendet.
Duftgeranien: Sie sind Hybriden aus verschiedenen Pelargonienarten und haben meist kleine, einfache Blüten in verschiedenen Farben. Duftgeranien sind vor allem wegen ihrer aromatischen Blätter geschätzt, die je nach Sorte an Zitrone, Orange, Rose, Minze, Apfel oder andere Düfte erinnern. Zu ihnen gehören Arten wie die Pelargonium odoratissimum, Pelargonium crispum oder auch Pelargonium graveolens.
Ausführliche Informationen finden Sie bei Geranien Arten und Geranie vs. Pelargonie.
Letzte Änderung: 14.01.2024