Wer Geranien überwintern möchte, sollte sich auch Gedanken über das Zurückschneiden machen, denn das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die Pflanzen in die nächste Saison zu bringen. Pelargonie, die einfach so aus dem Garten in den Keller gestellt werden, überleben in aller Regel nicht. Genauso ist es jedoch, wenn man die überwinterten Geranien im Frühling in den Garten oder auf den Balkon auspflanzen möchte.
Beim Auspflanzen der Geranien ist ein Rückschnitt erforderlich, der sich vom Aufwand her danach richtig, ob bereits vor dem Winter eine Stutzung erfolgt ist oder nicht.
Das Rückschneiden der Geranien vor der Überwinterung ist einfach, wenn auch erschreckend, denn von den über das Jahr prächtig blühenden Pflanzen bleibt am Ende nicht viel mehr übrig, als ein kahles Geäst.
Zuerst werden Laub, Blüten und noch vorhandene Knospen von den Geranien entfernt, egal ob diese vertrocknet oder noch saftig grün bzw. leuchtend bunt sind. Am besten fängt man mit den Triebspitzen an und schneidet diese weg. Danach alle anderen verbleibenden Blätter und Dolden herausbrechen. Das Laub und die Blüten würden der Pflanze über den Winter nur unnötig Feuchtigkeit entziehen und fördert im schlimmsten Fall nur den Befall durch Schädlinge oder entwickelt Krankheiten.
Sind die Blüten und Blätter alle entfernt, dann werden auch die einzelnen Triebe gekürzt. In aller Regel spricht man von einer Einkürzung um etwa 2/3 auf ca. 15 cm Höhe der Pflanze. Dies gilt aber eigentlich nur, wenn die Geranien im Frühling geschnitten werden.
Erfolgt der Rückschnitt schon vor der Winterruhe, so ist es besser, wenn vor dem Winter nicht zu viel zurückgeschnitten wird, da vor dem Auspflanzen eventuell noch ein Nachschnitt erfolgen muss. Daher sollte die Geranie vor dem Winter um etwa 1/3 bis 1/2 zurückgeschnitten werden, sodass Sie noch eine Größe von 17-20 Zentimeter besitzt. 2 bis 3 Blattknoten sollten ebenfalls erhalten bleiben, denn an denen treibt der Stock im Frühjahr neu aus.
Tipp: Einzelne Triebe lassen sich auch sehr gut als Stecklinge verwenden und so kostenlos weitere Pflanzen für das nächste Jahr vermehren. Die Stecklinge dazu einfach in einen Tontopf mit Anzuchterde stecken, leicht feucht halten, keinesfalls austrocknen lassen und an einen hellen und warmen Ort stellen, etwa einen Wintergarten oder auf einer hellen Fensterbank ohne trockene Heizungsluft.
Ist der Frühling und somit die Zeit für die Auspflanzung gekommen, so müssen die Geranien nochmals geschnitten werden. Erfolgte der eigentliche Hauptschnitt schon im Spätherbst, so werden nun nur die vertrockneten Stellen der vorherigen Schnittkanten entfernt, bis die Geranie ca. 15 cm hoch ist. Dabei sollte man jedoch genau darauf achten, dass der Schnitt ca. 1 cm oberhalb der kräftigen Blattknoten erfolgt, denn dort treibt die Pflanze am stärksten neu aus. Wichtig ist, dass der Rückschnitt im Frühjahr nicht sofort nach der Zurückholung aus dem Winterquartier erfolgt. Pflanzen Sie sie erst ein und gießen Sie sie an. Warten Sie dann ein paar Stunden. So werden die Stängel praller und können besser geschnitten werden.
Haben sich über den Winter oder in den ersten Frühlingswochen bereits lange, dünne und grüne Austriebe entwickelt, sogenannte Geiltriebe, so müssen diese auch entfernt werden. Diese gegeilten Pelargonie-Triebe wuchsen mit zu wenig Licht und Nährstoffen und werden mit hoher Sicherheit im Sommer nicht blühen oder gar verkümmern.
Wichtig: Verwenden Sie für den Rückschnitt eine sehr scharfe Pflanzen-Schere, entweder eine normale Gartenschere oder eine Rosenschere. Geranien-Triebe sind zwar stabil, aber beim Schnitt doch recht weich und vor allem faserig. Verwenden Sie daher keine normale Haushaltsschere oder gar ein Messer. Damit würden Sie kein sauberes Schnittbild erzeugen, sondern die Pflanzenteile eher quetschen oder einreißen lassen. Am besten geeignet ist eine Bypass-Schere. Eine Amboss-Schere hingegen erhöht wieder das Risiko von Quetschungen.
Auch alte bzw. abgestorbene Geranientriebe müssen entfernt werden, doch Vorsicht, nicht alles, was tot aussieht, ist es auch. Der Schein kann trügerisch sein. Besonders die wirklich alten Triebe der Geranie sehen holzig und abgestorben aus, doch sie sind es oft nicht. Dies kann man mit einem einfachen Test jedoch leicht herausfinden. Sind Triebe abgestorben, dann geben leicht nach, wenn man sie zwischen zwei Finger nimmt und drückt - sie sind weich und fühlen sich morsch an. Noch lebende hingegen sind fest und stabil. Im Zweifel den Trieb einfach 1-2 cm kürzen und dann entscheiden, ob er noch lebendig oder schon vertrocknet ist.
Hohle Triebe müssen auf jeden Fall entfernt werden, da die Geranie dort sehr anfällig für Krankheiten ist und dieser Trieb ohnehin verfaulen würde. Hohle Bereiche also immer Stück für Stück einkürzen, bis die hohle Stelle entfernt ist - unter Umständen kann das aber auch der ganze Trieb sein.
Ist die eigentliche Geranie zurückgeschnitten, so geht es dem Wurzelwerk an den Kragen, denn dieses muss vor oder nach der Überwinterung auch ausgedünnt und verjüngt werden. Die regt eine neue und kräftige Wurzelbildung an. Dazu wird der Wurzelballen von der restlichen Erde befreit und dünne, fasrige Wurzelfasern großzügig entfernt. Die eigentlichen Stamm- und Hauptwurzeln werden nur etwas gekürzt und von modrigen und faulen Bereichen befreit.
Ist das Laub nun entfernt, die Stämme gekürzt und das Wurzelwerk bereinigt, so kann man die Geranie in den Garten oder Blumenkasten pflanzen und einer neuen Saison mit herrlich blühenden Pflanzen entgegensehen.
Die Geranien direkt aus dem Keller, teilweise mit sichtbaren Geiltrieben. Anschließend eingepflanzt und noch mal neu geschnitten (Frühjahrsschnitt). Vorerst stehen sie nur vor der Balkontür und dürfen die Morgensonne und ansonsten viel Licht genießen.
Eine Woche später. Dieses Jahr gab es schon recht früh milde Temperaturen, Windstille und viel Sonne. Somit durften die jungen "Alten" auch schon stundenweise auf den Balkon.
Weitere Bilder dieser Serie und allgemein die Vorgehensweise zum Pflanzen der Geranien finden Sie im Folgeartikel: Geranien einpflanzen.
Letzte Änderung: 12.01.2024, Autor: Ingo Busch