Der jährliche Urlaub ist für viele und besonders für Familien ein Pflichtprogramm. Doch was macht man mit seinen Geranien auf dem Balkon, die man die ganze Zeit vorher gut gepflegt hat und nun in voller Pracht dastehen? Wie die Geranien gießen? Viele schwören auf den Nachbarn oder den Bekannten, aber oft geht das schief. Es geht aber auch per "Do it yourself" (DIY).
Am besten ist es immer, wenn man einen Freund oder Nachbarn kennt, der sich bei einem Urlaub um seine Geranien (Pelargonien) kümmert. Oft beruht das auch auf Gegenseitigkeit und kümmert sich auch um deren Pflanzen, wenn sie verreist sind. Allerdings stellt sich dabei immer die Frage, wie gut sich die Person mit Pflanzen und in dem Fall mit Geranien auskennt. Nicht selten kommt es vor, dass man aus dem Urlaub zurückkommt und als erstes in Tränen ausbrechen möchte: Die Geranien sind vertrocknet oder hängen welk da. Das Problem ist hier in den meisten Fällen gleich. Entweder zu wenig gegossen, vielleicht um sich als "Helfer" Zeit zu sparen oder zu viel, weil man es zu gut meinte.
Die besten Nachbarn und Freunde sind die, die sich mit Geranien auskennen oder zumindest selbst einen Balkon haben. Auch sollten sie nicht zu weit weg wohnen, denn es kommt oft vor, dass ein "Helfer" bei sich vor Ort Regen hat, aber die Pflanzen der Urlauber in voller Sonne stehen. Das kann natürlich auch zu Problem führen.
Auch wenn Geranien keine Staunässe mögen, so ist die Badewanne oder das Spülbecken zur Bewässerung im Urlaub durchaus eine Option. Das die Wanne mit einem alten Handtuch auslegen und die Geranien samt Kasten darauf stellen. Nun ca. 3-5 cm Wasser einlaufen lassen. Mehr sollte es aber nicht sein, denn die Geranien sollen ja nicht ertrinken. Diese Variante eignet sich allerdings auch nur, wenn im Badezimmer genug Licht vorhanden ist. Innen liegende Bäder ohne Fenster sind dazu ungeeignet. Im Spülbecken funktioniert es genauso, nur dass dort eher keine Kästen, sondern einzelne Geranien in Töpfen Platz finden.
Eine weitere Möglichkeit, wie die Geranien den Urlaub alleine überstehen ist der Trick mit einem dicken Garn, einer dicken Schnur oder Wollfaden. Die Wasserversorgung ist damit zwar deutlich schlechter als das normale Gießen, aber lieber wenig Wasser als gar keines. Dazu benötigt wird ein relativ großer Wasserspeicher, denn Geranien benötigen viel Wasser. Sehr gut ist es auch, wenn dieser Wasserbehälter einen Deckel hat oder eben abgedeckt werden kann, um eigene Verdunstung zu verhindern. Dazu benötigt man dann noch eine ordentlich dicke Schnur aus einem organischen Material. Also bitte keine Synthetik-Kordel, es muss echt Wolle oder eben was anderes organisches sein. Am besten vorher testen, wie saugfähig die Schnur ist und ob sie Wasser transportiert.
Der Wassertank wird so positioniert, dass dessen oberer Rand höher ist als die des Pflanzgefäßes, die Schnur also abfallend zur Pflanze verläuft. In den meisten Fällen müssen die Geranien dazu auf den Boden gestellt werden. Das Garn steckt man in den Wassertank und lässt es mindestens so lang, dass es bis an dessen Boden reicht, lieber etwas länger. Das andere Ende steckt man in die Erde, so nah an die Wurzeln wie möglich. Benötigt werden min. zwei Schnüre, pro Geranie. Die Schnüre werden sich mit Wasser vollsaugen und so das unmittelbare Erdreich damit versorgen.
Es ist dabei darauf zu achten, dann die Schnur, das Garn abfallend zur Pflanze verläuft, das erleichtert den Wasserfluss. Wasser könnte zwar auch aufsteigen, aber das ist wesentlich ineffektiver. Keinesfalls sollte die Schnur einen nach unten gerichteten Bogen haben, also durchhängen. An dieser dann tiefsten Stelle würde das meiste Wasser einfach auf den Boden tropfen. Empfehlenswert ist daher auch, die Schnur durch einen Trinkhalm oder anderen Plastik-Röhrchen zu ziehen. So bleibt die Position gleich und sie ist auch noch vor der Sonne etwas geschützt.
Ähnlich funktioniert es auch mit einem handelsüblichen Küchenpapier der Küchenrolle. Das aus Cellulose bestehende Material fördert auch Wasser von Punkt A nach B, wo es dies wieder abgibt. Allerdings lässt sich eine Küchenrolle nicht vor der Austrocknung schützen und jeder der schon mal ein nasses Küchenpapier liegen gelassen hat, weiß, dass es steinhart wird und nicht mehr saugfähig ist.
Die Pflanzgefäße müssen vorher natürlich gründlich bewässert werden. Ein schattiger Standort ist auch von Vorteil. Geranien lieben zwar die Sonne, aber die kommen auch mit Schatten gut klar, wenn es dennoch hell ist.
Für diese Option werden handelsübliche PET-Flaschen benötigt, die nur sehr dünn sind. Also keine Mehrweg- oder gar Glasflaschen. Am besten geeignet sind die günstigen Einweg-Wasserflaschen aus dem Discounter. In den Deckel der Flasche sticht man mehrere kleine Löscher, etwa mit einem Nagel. Bei einem sehr dünnen Nagel ca. 2-3 Löcher, bei einem dickeren können auch 1-2 reichen. Anschließend werden die Flaschen mit Wasser befüllt und verschlossen. Diese steckt man dann kopfüber in die Erde, so nah an die Wurzeln wie möglich. Allerdings ist die Flaschen-Methode für Geranien nur schwer umsetzbar, denn die Flaschen haben durch ihr 1 bis 1,5 Liter Volumen durchaus ein gewisses Gewicht. Sie müssen also irgendwie befestigt werden, damit sie nicht umkippen. Auch benötigt man mehr als eine Flasche pro Pflanze, wenn man mehrere Wochen im Urlaub ist.
Funktionsweise: Das Wasser in den Flaschen wird anfangs direkt abgegeben, wenn man sie kopfüber in das Erdreich steckt. Dieser Vorgang hört aber recht schnell auf, denn mit jedem Tropfen, der rausläuft, entsteht ein Unterdruck in der Flasche. Das ist gut so, denn die Flasche soll ja nicht gleich binnen Stunden leerlaufen. Das trockener werdende Erdreich wird dann durch Osmosekräfte weitere Feuchtigkeit anziehen, denn Tröpfchen werden sich am Verschluss immer bilden. Ist der Unterdruck zu stark, dann saugt die Flasche über die Erde Luft an und gleicht diesen aus. Das muss aber nicht sein, es kann auch passieren, dass Sie nach dem Urlaub eine völlig zusammengedrückte Flasche vorfinden (daher eine mit sehr dünnen Wänden nehmen). Die Temperatur erfüllt dabei euch eine wichtige Funktion. Wird es wärmer, dann dehnt sich das Wasser in der Flasche aus, der Druck steigt. Dieser entweicht dann als Wasser direkt ins Erdreich.
Sinnvoll ist, die Balkonkästen vom Geländer zu nehmen und auf den Boden zu stellen. Das spendet nicht nur Schatten, sondern ermöglicht es auch, die Flaschen leichter zu befestigen. Ebenso sollten die Kästen 1-2 Tage vor Abreise kräftig durchgewässert werden. Allein schon diese Feuchtigkeit reicht dann für mehrere Tage bis einer Woche aus. Und so lange die Erde feucht genug ist, wird aus der Flasche nur sehr wenig Wasser entweichen.
Sollte keine andere Möglichkeit angewendet werden können, so gibt es womöglich dennoch eine Lösung, wie die Geranien den Urlaub ohne Pflege überstehen können. Diese Option ist zwar sehr radikal, kann der Pflanze aber helfen zu überleben. Das Hauptproblem bei einer unbeaufsichtigten Abwesenheit ist ja die Wasserversorgung, also muss man dafür sorgen, dass die Geranien möglichst wenig davon brauchen. Dies erreicht man durch einen radikalen Rückschnitt im Sommer. Der Hauptwasserverbrauch ist die Blütenbildung bzw. die Blüte an sich.
Der Rückschnitt sollte dabei 1-2 Tage vor der Abreise in den Urlaub sein. Die Blüten müssen alle entfernt werden, die Haupttriebe werden etwas eingekürzt. Aber nur etwas, nicht so wie beim regulären Rückschnitt vor der Überwinterung. Anschließend die verbleibende Zeit bis zum Urlaubsantritt die Geranien gut und oft wässern. Lieber öfter als zu viel auf einmal, sonst könnte das Wasser einfach durchlaufen. Der Erde muss man also Zeit geben, sich richtig vollzusaugen. Auch sollte das Wasser in dem Fall einen kleinen Anteil an Flüssigdünger haben. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub kann es sogar sein, dass die gestutzten Stöcke bereits neu ausgetrieben haben. Jedenfalls sollte dann ganz normal gegossen werden, wenn aber gleich mit einer ordentlichen Ladung Dünger.
Unterstützend wirken kann es, wenn die Balkonkästen aus der prallen Sonne entfernt und auf den Balkonboden gestellt werden, wo sie zwar genügend Licht, aber eben auch Schatten haben.
Die beste Variante ist es, wenn man einen Bekannten mit einem "grünen Daumen" dazu beauftragen kann. Sollte das nicht der Fall sein, so ist die Badewanne eine gute Alternative. Schnüre und Flaschen funktionieren auch, aber an Schnüren braucht man recht viele und Flaschen lassen sich nicht immer wirklich unterbringen. Wenn es vom Platz her passt, dann ist das auch eine sinnvolle Möglichkeit. Der Rückschnitt sollte als Notlösung angesehen werden, denn nach der Rückkehr vom Urlaub hat man dann erst mal fast nackte Geranien. Dennoch ist diese Option durchaus eine Wahl, wenn keine andere funktioniert oder Erfolg versprechend ist.
Prinzipiell funktionieren diese Möglichkeiten, die Pflanzen im Urlaub zu gießen / wässern, mit allen Balkon- und Zimmerpflanzen. Alleinig der Rückschnitt ist direkt auf Geranien bezogen. Der Rückschnitt ist im Grunde nichts anderes als eine "Überwinterung" im Sommer. Auch im Winter überleben sie ohne Wasser und treiben neu aus, es dauert nur etwas.
Ausführliche Informationen finden Sie bei Geranien gießen, pflegen und Geranien pflanzen.
Letzte Änderung: 11.01.2024